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Tropical House

Kygo @ Tomorrowland 2014, Foto: Marco Verch (CC BY 2.0)

Die Sonne, die Temperaturen und der Dax steigen, aber das Niveau fällt. Klimawandel im EDM? Beat.LOG #3 mit Leon Brachvogel!

Während Big Room am Abklingen ist, kristallisieren sich immer neue Subgenre im EDM-Bereich heraus. Deep, Progressive, Future House und Future Bass sind im Kommen. Alles ein bisschen melodischer und zurückgenommener. Passend zum Beginn der wärmeren Jahreszeiten ist mir in den letzten Monaten ein weiterer musikalischer Trend aufgefallen: Tropical House. Hier wird deephouseartige Stimmung mit häufig flötenähnlichen Synthesizern, die im Mainpart leichte, teils hymnische Melodien spielen, kombiniert. Und wie ich halt so bin, gehe ich an solche Hypes immer mit einer gewissen Skepsis und Distanz heran. Diesmal zurecht, wie ich finde.

Ich verstehe das Grundkonzept. Tropical House soll mit seinem Sound ein positives Gefühl vermitteln. Fröhliche Klänge, bei denen man rausgehen, Eis essen und sich in die Sonne legen will. Der Sommer in Klangform sozusagen. Nicht besonders schwer zu verstehen. Aber leider will bei mir der Funke nicht so ganz überspringen. Vielleicht stelle ich auch zu hohe Ansprüche, für mich hört sich das alles trotzdem zu einfach gestrickt an, auch wenn Einfachheit natürlich nicht schlecht per se ist. Hier jedoch ein bisschen zu kitschig und glattpoliert um seiner selbst willen. Klingt nur zu oft wie Musik aus der Dose.

Letzteres muss ich leider immer öfter bei neuen Trends im EDM feststellen. Sie sind viel zu schnell breitgetreten, weil einer damit anfängt und jeder es nachmacht. Liegt wahrscheinlich an der wachsenden Popularität und Attraktivität elektronischer Musik. Natürlich kommt es vor, dass sich Lieder aus dem gleichen Genre ähnlich klingen. Aber ich habe den Eindruck, als wäre in letzter Zeit nach ein paar Liedern oft schon der Zenit erreicht. Und auch im Falle von Tropical House komme ich nicht über den Punkt hinaus, zu denken, dass es sich hier nur um eine Eintagsfliege handelt. Zu wenig lässt sich mit der Idee anfangen.

deadmau5 bezeichnete das Genre mal als Fahrstuhlmusik, was eigentlich ganz passend ist. Ähnlich wie Fahrstuhlmusik ist alles eine Spur zu uninspiriert und schlichtweg langweilig. Doch gleichzeitig stimme ich genauso Dada Life zu, die sagten, dass es nicht einfach ist, fröhliche Musik zu machen, ohne dabei ins Kitschige abzudriften. Daft Punk haben das trotz ihrem Hang zur Melancholie mit ihrem Album von 2013 geschafft und auch Madeon und Anderen gelingt es immer wieder. Doch Tropical House verkörpert genau die von Dada Life erwähnte Art von Musik, bei der das Ergebnis einfach zu cheesy klingt.

Bei aller Kritik muss ich hinzufügen, dass ich die „Magie“ von Tropical House und was es in den Leuten auslöst durchaus verstehe. Es gibt sogar das ein oder andere Lied, das mir wirklich gefällt. Nur leider löst es dieselben Dinge nicht in mir aus. Ich will niemanden davon überzeugen, dass ich es besser weiß und mit erhobenem Zeigefinger herumlaufen, aber trotzdem musste ich bei der Relevanz des Themas mal meinen Senf dazugeben.


(Originalbeitrag)


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