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Die Positive Entwicklung von EDM

Martin Garrix at Sputnik Springbreak Festival, Foto: Benjamin Diedering

Momentan wird ja viel gemeckert über elektronische Musik. Dabei wird leider vergessen, dass es auch tatsächlich gute Sachen gibt…

Big Room ist zwar immer noch groß und existent, aber lange nicht mehr das einzige, was elektronische Tanzmusik zu bieten hat. Obwohl auch ich oft ein echter EDM-Snob bin und es liebe, mich darüber aufzuregen, bin ich der Meinung, dass man doch einfach mal ein Kontrastprogramm schaffen kann. Denn ich glaube daran, Anerkennung zu zollen, wo Anerkennung zu zollen ist.

Wenn man der Szene genug Aufmerksamkeit schenkt, kann man beobachten, dass die großen Releases statt verzerrten Kickdrums und verstimmten Trance-Synthis auch immer öfter gute und innovative Musik mit sich bringen. Als Paradebeispiel möchte ich hierbei das kanadische Label „Monstercat“ hervorheben. Hier gibt es Masse und – viel wichtiger – es hat Klasse zu bieten. Von Glitch Hop über modernen Dubstep bis hin zu Electro und Progressive House wird hier alles veröffentlicht, aber dabei stets auf die momentane Standard-Kacke verzichtet. Zwar wird man hier „Spinnin‘ Records“ keine Konkurrenz machen können, aber mit einer halben Millionen Facebook-Likes ist immerhin schon ein Anfang gemacht. Bei „Spinnin“ ist natürlich auch nicht alles schlecht, hier wird die Frequenz relativ passabler Releases langsam aber sicher höher.

Über die Konsequenzen daraus, dass Deep House jetzt groß gemacht wird, lässt sich streiten. Jedoch bin ich – auch wenn ich kein exzessiver Hörer bin – bisher nicht der Meinung, dass ein dramatischer Qualitätsverlust festzustellen ist, wenn man von den Oliver Heldens – Kopien absieht. Ich finde es eigentlich ganz gut, dass diese Art von Musik Leuten, die denken, elektronische Musik besteht nur aus Big Room, näher gebracht wird. Als würde man unterschwellig sagen: „Schau mal, House gibt’s auch in ruhig und melodisch!“ Und die Untergrund-Fans zwingt ja niemand dazu, sich alles anzuhören, was bei „Spinnin‘ Deep“ rauskommt. Das Genre besitzt eine komplett andere und eingefleischte Fanbase und wird sich daher auch nicht so schnell beeinträchtigen lassen. In meinen Augen sind Mainstream – Deep House und „normales“ Deep House zwei Sachen, die praktisch getrennt voneinander existieren und sich nicht weiter gegenseitig beeinflussen werden.

Passend dazu gefällt es mir auch, dass und welche Arten von elektronischer Musik Aufmerksamkeit von den Medien bekommen. Hört man im Fernsehen oder Radio in letzter Zeit elektronische Musik, die nicht als hippe Hintergrundmusik einer Katy Perry oder eines Pitbull dient, überrascht diese oft positiv und wirft kein schlechtes Licht auf das Genre. Obwohl der „Epic“-„Tsunami“-„Animals“-Sound in der Szene den größten Hype bekommen hat, lassen die Radiostationen gottseidank bis auf wenige Ausnahmen ihre Finger davon. Vielleicht haben die gemerkt, dass es sich hierbei um Musik handelt, zu der man am besten auf Festivals in die Luft springen, die man aber kaum einfach nur hören kann. Hätte es dieser Sound noch mehr ins Licht der Medien geschafft, würden wir ihn möglicherweise noch länger nicht loswerden, weil noch mehr Leute darauf aufmerksam werden. Man findet auch hier eher den deepen und housigen Klang, der sich auch noch gut anhört, wenn Kiesza oder andere darüber singen.

Zu guter Letzt möchte ich sogar noch den besten Freund aller EDM-Snobs positiv erwähnen. Vielleicht liegt es daran, dass ich ihn schon vor seinen „Spinnin“- Zeiten kannte und er meine Freundschaftseinladung auf Facebook damals tatsächlich angenommen hat, aber ich kann Martin Garrix einfach nicht hassen. Zu sympathisch ist er mir. Spaß beiseite, ich finde wirklich, dass seine Musik immer noch etwas taugt. Seine Releases schwankten zwar seit Animals abwechselnd zwischen „Mist“ und „annehmbar“, aber die kommenden Sachen sind oft wirklich gut. „Set Me Free“ mit Dillon Francis und „Virus“ mit Moti klingen echt vielversprechend, was hoffentlich nicht nur daran liegt, dass beides Features sind. Bleibt jetzt die Frage, was ein einzelner Künstler mit der Entwicklung von elektronischer Tanzmusik zu tun hat. Nun, Martin Garrix war neben Sandro Silvas und Quintinos „Epic“ mit seinem Megahit „Animals“ einer der Hauptverantwortlichen für die Richtung, in die EDM gegangen ist. Jetzt, da „Virus“ eine ähnliche großangelegte Promoaktion wie „Animals“ genossen hat, bleibt die Hoffnung, dass mit die Nummer selbiges wieder schafft. Wenn dies dann nicht ausschließlich in „Virus“-Kopien resultiert, wäre das natürlich optimal. Ich glaub‘ an dich, Garrix!

Nun, das war doch ein ganz erfolgreiches Kontrastprogramm. Auch wenn Big Room immer noch viel zu erfolgreich ist, gibt es doch einige Dinge, die dem positiv entgegenwirken. Monstercat bringt die „coole“ Musik zurück, Deep House ist das Gegenstück zu chaotischen und aggressiven Mainparts. Medien promoten die gute Seite der Szene und Martin Garrix geht mit positivem Beispiel voran. Mal sehen, was uns die Zukunft noch so bringt. Wie man damals schon zu sagen pflegte: Es ist ja nicht alles schlecht.


(Originalbeitrag)


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