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Warum Humor alles dürfen muss

Foto: Sharon Sinclair

Schwarzer Humor ist kontrovers. Sonst wäre er nicht das, was er ist. Doch eine bestimmte Fraktion von Leuten meint, dass man über bestimmte Dinge nicht scherzen darf.

Dieser Meinung bin ich nicht. Prinzipiell darf man erstmal alle Witze machen. Ob der Zuschauer darüber lacht, das ist ihm selbst überlassen. Wenn man sich Individuen angegriffen fühlen, dann heißt das nicht, dass ein Witz keine Existenzberechtigung hat. Dann ist das lediglich das persönliche Empfinden der Betroffenen. Wenn man dann aber versucht, solche Dinge zu unterbinden, dann ist das Zensur. Was guter Geschmack ist oder unter die Gürtellinie geht, davon hat jeder ein anderes, subjektives Verständnis. Deshalb könnte man selbst wenn man wollte keine Grenze für Humor festlegen. Wenn man keine Witze über alle Dinge machen dürfte, bei denen sich Leute direkt oder indirekt verletzt fühlen, dann dürfte man keine Witze mehr machen.

In meinen Augen ist das auch ein Grund dafür, dass viele den deutschen Humor so langweilig und uninteressant finden. Nur sehr wenige versuchen, Grenzen auszutesten. Niemand tritt aus seiner Komfortzone hinaus und alles ist sehr vorhersehbar und geht auf Nummer sicher. Bei deutschem Humor weiß man genau, was man bekommt. Auch Minderheiten verkörpern in erster Linie die Klischees, die man von ihnen erwartet und geben den Zuschauern das, was sie sehen wollen. Lediglich die Minderheit versucht, mit Erwartungen zu spielen und Konventionen zu brechen. In Amerika verteidigen und unterstützen sich Comedians dabei gegenseitig während in Deutschland einer dem anderen in den Rücken fällt. (http://bit.ly/2mTkRZ0)

Witze basieren auf einer unerwarteten Wendung. Werden diese vorhersehbar, weil man keine Risiken mehr eingehen will, dann ist das ein Problem. Darüber hinaus sind wir mit Humor am ehesten dazu in der Lage, uns anspruchsvollen Thematiken zu nähern, denen man sonst nur schwer gerecht werden kann. Ich finde es viel schlimmer, wenn die Presse eine Katastrophe zur Quotenmaximierung nutzt. Das hat nichts mit Respekt gegenüber Angehörigen zu tun. Man sollte ihnen besser dabei helfen, das Ganze zu verarbeiten. Und sowas gelingt häufig, indem man versucht, die Dinge nicht so ernst wie möglich zu nehmen.


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