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Porter Robinson – Worlds | Album Review

Porter Robinson - Worlds, Album Cover

Am 12. dieses Monats feierte Porter Robinsons Debütalbum „Worlds“ einjähriges Jubiläum.

Dies nahm ich mir als Anlass, mich noch einmal eingehend mit diesem Projekt auseinanderzusetzen, das in erster Linie dem Sound von EDM, wie wir ihn kennen, entgegenwirken und etwas Eigenes schaffen wollte.

Robinson machte sich seit seinem Karrierestartschuss 2011 in Form eines Vertrags bei „OWSLA“ und seiner „Spitfire EP“ einen Namen in der Electroszene. Bereits ein bzw. zwei Jahre später deutetet sich mit seinen Singles „Language“ und „Easy“ an, dass er sich nicht nur auf seinen elektrischen Sound festnageln lässt, sondern auch melodiösere Sachen kann, wofür sein Album im Endeffekt steht. Dazu passend revolutionierte er seine Shows mit Livegesang und eingespielten Melodien. Die Lichtshow sollte sich für zu kleinen Hallen als ungeeignet herausstellen, weshalb am Ende unter anderem sein Auftritt im Lido in Berlin abgesagt wurde, welchen ich eigentlich besuchen wollte.

Die Promophase machte sehr gespannt auf das Album. Man schaffte es, ein gewisses Mysterium um das neue Konzept von Porter Robinson zu schaffen. Dies begann mit einem zehnstündigen Video, das ein halbes Jahr vor Release auf seinem YouTube-Kanal hochgeladen wurde. Dort wird zu Beginn ein Melodieschnipsel aus dem Album in Kombination mit digitalen, comichaften Landschaftsbildern gespielt und für den Rest des Videos wird der Name des Albums von einer verzerrten Stimme wiederholt, während abstrakte Bilder über den Monitor flimmern.

„Worlds“ enthält zwölf Lieder, die insgesamt eine Lauflänge von 58 Minuten haben. Es wurde am 12. August 2014 beim Label „Astralwerks“ veröffentlicht und lässt sich dem Bereich Synthpop zuordnen. Ein wiederkehrendes Element ist die Computerstimme, die auf „Sad Machine“ mit Robinson selbst im Duett auftaucht und weiterhin auf „Sea of Voices“ und „Goodbye To a World“ zu hören ist. Generell bestehen die „Instrumente“ des Albums fast ausschließlich aus Synthesizern. Des Weiteren wird hier durch melancholische Texte und Gesang im Zusammenspiel mit gigantischen Melodieparts ein Klang mit sehr hohem Wiedererkennungswert kreiert.

Beim ersten Hören hatte das Album für mich einen konstanten Spannungsbogen, weil ich auch nach den ersten Singles noch nicht genau wusste, was mich wirklich erwarten wird. Trotz des Wiedererkennungswertes konnte und kann ich es bis dato nicht in eine Schublade packen. Deshalb ist es auch so schwierig, zu sagen, ob Porter Robinsons Debüt alle Erwartungen erfüllt.

Immer wieder betonte er in Interviews, dass er die Lust an EDM verloren hat, weil er es als zu formuliert und unkreativ ansieht. Außerdem sagte er, dass es ihm viel Spaß gemacht hat, die Lieder seines Albums zu schreiben und er einhundertprozentig hinter diesem Projekt steht. Porter hat mit seinem Konzept ein Risiko auf sich genommen und stellte einige seiner Fans mit dem drastischen Stilwechsel sicherlich auf die Probe. Ich respektiere derartige Entscheidungen sehr und finde es immer gut zu wissen, dass es noch Künstler gibt, die machen, was sie wollen und Erfolg damit haben. Doch über all das muss man natürlich hinwegsehen können, wenn man das Album objektiv bewerten will. Ich jedenfalls war beim ersten Hören keine Sekunde unbeeindruckt, würde aber „Worlds“ trotzdem nicht als fantastisches Album bezeichnen.

Was mir sehr gut gefällt, ist die Atmosphäre, die einfach stimmt. Jedes Lied passt zum anderen, das Album lässt sich gut von vorne bis hinten durchhören und wirkt nie ungereimt. Viele Songs sind sehr einfach zu verstehen und schnörkellos, aber in einige floss auch hörbar viel Kreativität. So zum Beispiel „Sea of Voices“, „Natural Light“ oder „Fellow Feeling. Weiterhin ist das gesamte Album sehr gut produziert. Da gibt es nichts zu meckern. Sounddesign und Mixdown sind sehr ordentlich.

Jedoch gibt es in meinen Augen den ein oder anderen kleinere Schnitzer, der das Album „nur“ gutmacht. Obwohl es sich gut durchhören lässt, kann es durchaus ermüdend sein, da so gut wie jedes Lied auf einen großen Melodienpart hinausläuft. Natürlich sind diese Teil von Robinsons Vision für das Album und es gibt Variationen dieser Struktur. Aber mit so einem Talent für Melodien und Melancholie hätte es sich nicht geschadet, einen ruhigen Track ohne hämmernden Beat zu schreiben, damit der Zuhörer mal kurz Luft holen kann. Dieser Aspekt trat für mich besonders dadurch zum Vorschein, dass bei den unterschiedlichen Anfängen und Stimmungen der Lieder immer wieder eine gewisse Erwartungshaltung entsteht, wie sich das Lied entwickelt. Doch läuft es dann meistens auf etwas Ähnliches hinaus. Besonders trat dieser Effekt für mich bei den beiden letzten Liedern auf. Andere stören sich vielleicht nicht am geringsten daran, aber ich für meinen Teil habe mir ein wenig mehr Vielfalt erhofft. Besonders, nachdem Robinson EDM unter anderem für seine Eintönigkeit kritisierte.

Außerdem gefällt mir das laute Mastering hier nicht so gut. Schon allein, weil man auch hier leider EDM keinen Schritt voraus ist. Zwar verstärkt es die Wirkung der Melodieparts, aber solchen schönen Liedern sollte mehr Platz zur Entfaltung gelassen werden.

Fazit: Porter Robinson ist es mit „Worlds“ sehr gut gelungen, seine Vision und den drastischen Stilwechsel zu präsentieren. Es finden sich hier einige einprägsame Lieder. Auch, wenn man ein bisschen mehr Variation hätte hereinbringen können: Der Sound ist dem Rest der Szene meilenweit voraus und der Stil ist sehr originell. Man merkt ihm zwar an, dass er Inspirationen von anderen, schon dagewesenen Dingen enthält, doch trotzdem wurde hier etwas Eigenes geschaffen.

Übrigens: Jedem, der mehr über das Album und die Idee dahinter erfahren möchte, dem sei der Audiokommentar zu den einzelnen Titeln auf Spotify ans Herz gelegt: https://play.spotify.com/album/0hG2R5MIRqlMHvcgXh9rhL


(Originalbeitrag)


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