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David Bowie

David Bowie - Blackstar, Vinylcover

Vergangenen Montag erreichte die Öffentlichkeit die Nachricht, dass David Bowie den 18-monatigen Kampf gegen den Krebs verloren hat.

Drei Tage zuvor, an seinem 69. Geburtstag, kam sein 25. Studioalbum „Blackstar“ in die Läden. Ich für meinen Teil kannte und wusste bis dato nicht viel von Bowie, bis auf die Tatsache, dass er der Lieblingsmusiker meines Vaters ist. Also fragte ich mal nach.

Alles begann in den 80ern. Die Diskothek war damals in der DDR einer der wenigen Orte, wo man Musik wie diese hören konnte. Außerdem lief in der Westfernsehsendung „Formel Eins“ das Musikvideo zu „Ashes To Ashes“. So entstand der erste Kontakt zum dem Mann namens David Bowie.

„Ashes to Ashes“ 1980 from David Bowie on Vimeo.


Nach dem Mauerfall begann mein Vater sich seine alten Platten auszuleihen und auf Kassette zu spielen, während er sich jede Neuveröffentlichung kaufte. Bis heute ist „Black Tie White Noise“ von 1993 sein Favorit.

Nun musste ich mir auch mal etwas Bowie anhören. Immerhin war es langsam mal an der Zeit, ein Stück Musikgeschichte nachzuholen. Und was bat sich da besser an, als das neue Album, das sich mein Vater auch gekauft hat? Vielleicht würde es uns ja beiden gefallen.

„Blackstar“ startet mit dem gleichnamigen Titelsong, der den Ton für das Album sehr schön angibt. Gelungenes Intro, das seine Laufzeit von beinahe zehn Minuten gut rechtfertigt. Lied 2 geht sehr stark in Richtung Jazz. Die Geschwindigkeit wird angezogen und der Hörer wird nach dem eher ruhigen Anfang wachgerüttelt.

„Lazarus“ nimmt sich dann wieder etwas zurück. Melancholische Klänge sind zu hören und stilistisch wird an das vorige Lied angeschlossen. Das nächste geht viel mehr in eine Richtung, die ich von David Bowie erwartet hätte: E-Gitarre und ein Schlagzeug bilden den Grundtenor. Gefällt mir gut!

„Girl Loves Me“ ist eine minimalistische Produktion, die wieder mehr in eine melancholische Richtung geht. Schöne Nummer. Das vorletzte Lied könnte man stimmungstechnisch schon für das letzte halten. Jeder Fan, der beim Hören bis zu diesem Punkt noch nicht emotional wurde, wird es wahrscheinlich spätestens hier. Dazu muss man nicht einmal den Text verstehen. Bowies‘ Stimme spricht für sich.

„I Can’t Give Everything Away“ ist ein gelungener Abschluss dieser Platte. Der Schlagzeuger wird hier durch eine Drum Machine ersetzt, bevor er am Ende mit dieser im „Duett“ spielt. Außerdem findet sich ein Sample von „A Career In A New Town“ von David Bowie selbst wieder.


Wenn es ein Album gibt, das stark von der Situation beeinflusst wurde, in der sich der Künstler zum Zeitpunkt des Schreibprozesses befand, dann ist es dieses. Produzent Tony Visconti sagte zuvor, dass diverse Lieder der Platte von Bowie mit seinem bevorstehenden Tod im Hinterkopf geschrieben wurden und als eine Art Abschiedsbrief gedacht waren. Beim Hören fällt das erstmals auf, wenn er den Titel 3 mit den Worten „Look up here, I’m in heaven“ beginnt und zieht sich von da an durch einen Großteil des Albums.

Es war die richtige Entscheidung, ein Projekt von David Bowie mal komplett zu hören! Besonders mit Vorwissen über Kontext und Intention. Für mich hat er sich hier als facettenreicher Künstler präsentiert, der nicht vor dem Experimentieren zurückschreckt. Das Album lässt sich in keine Schublade stecken. Über Rock- und Jazz bis hin zu Funkelementen sind hier diverse Einflüsse vertreten. Dabei sind die Übergänge fließend und die Lieder lassen sich ohne weiteres durchhören, was wahrscheinlich auch an ihrer Anzahl liegt. Jedoch wirken die sieben Titel keineswegs zu kurz geraten. Allein wegen der Tatsache, dass jeder mit der Erwartung des Hörers spielt.

Was meinen Vater betrifft, ist er der Meinung, dass „Blackstar“ definitiv eines von Bowies‘ besten Werken ist und listet den Titelsong zusammen mit „Lazarus“ als seine Lieblingslieder. Wir sind wohl doch nicht so verschieden. Manchmal kann man eben sogar dem Musikgeschmack seiner Eltern vertrauen.

Wie zu erwarten chartet die Platte momentan in diversen Ländern auf Platz 1. Und das ist unabhängig von Bowies Tod verdient. Hiermit hat er der Welt ein unheimlich gutes Abschiedsgeschenk hinterlassen. Noch kann ich nicht beurteilen, ob diese Platte mit dem Rest der Diskographie mithalten kann. Sie ist kein Meisterwerk, aber liefert genug positive Punkte, die mich dazu gebracht haben, mehr von David Bowie hören zu wollen. Ich weiß nicht, wie ich es all die Jahre geschafft habe, diesen Künstler zu umgehen.


(Originalbeitrag)


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